Woran erkennt man ein gutes Solarmodul?

Eine berechtigte Frage, die immer wieder mal gestellt wird und die ich im nachfolgenden Beitrag einmal etwas ausführlicher beleuchten möchte. Es geht hier allerdings nicht nur um Dinge, die man sozusagen auf den ersten Blick erkennen kann sondern um allerlei Tipps im Zusammenhang mit der Auswahl des passenden Solarmodules.

Einen ersten Anhaltspunkt für die Qualität von Solarmodulen bietet zunächst mal die IEC 61215 Norm für kristalline Module und die IEC 61646 für Dünnschichtmodule. Fast alle Hersteller, die auf dem deutschen Markt präsent sind lassen Ihre Module nach diesen Prüfbedingungen zertifizieren. In der Praxis funktioniert das so, dass der Hersteller eine Auswahl von einigen Modulen zu einem unabhängigen Prüfinstitut wie z.B. dem TÜV Rheinland in Köln-Deutz bringt. Dort werden die Module dann auf Herz und Nieren getestet. Bei erfolgreich bestandenen Tests werden die Module mit dem jeweiligen Zertifikat ausgestattet. Was in den Tests alles geprüft wird kann man hier nachlesen.
Ob ein Modul ein entsprechendes Zertifikat hat kann man in der Regel auf der Website des Zertifizierers nachprüfen. (Hier die Seite des TÜV Rheinland)

Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung eines Modules ist die Leistungsdichte in Wp/m². Diese steht oft nicht auf dem Datenblatt, kann aber einfach berechnet werden in dem man die Wp Leistung durch die Modulfläche teilt. In der Moduldatenbank des Photovoltaikforums findet man diesen Wert ebenfalls. Bei kristallinen Modulen landet man da zwischen 130Wp/m² – 145Wp/m². Die Hochleistungsmodule von Sunpower kommen bis auf 190Wp/m².

Ein weiteres Kriterium kann z.B. die Bauform des Modules sein. Als Standard haben sich z.B. folgende Bauformen herausgebildet:

  • Module mit 72 Zellen mit 5″ (Zoll) Kantenlänge (Maße ca. 0,8 x 1,6m) z.B. Schott Poly 175 oder Suntech STP 180
  • Module mit 60 Zellen mit 6″ Kantenlänge (Maße ca. 1 x 1,68 m) z.B. Scheuten Multisol P6-60 oder Trina TSM 230p
  • Module mit 48 Zellen mit 6″ Kantenlänge (Maße ca. 1 x 1,31 m) z.B. Yingli YL 185p, Kyocera KD185

polykristallines Solarmodul von Schott SolarDie Bauform ist natürlich kein Qualitätskriterium aber manchmal passt eine bestimmte Bauform einfach besser aufs Dach oder lässt eine bessere Wechselrichterauslegung zu als eine andere, so dass man hier schon eine gewisse Vorauswahl treffen kann.

Ein weiteres Kriterium könnte auch sein, ob der gewählte Modultyp nur von einem einzigen Hersteller in dieser Bauform angeboten wird oder ob es auch andere Hersteller gibt, die vergleichbare Module liefern. Wenn einem innerhalb von 30 Jahren mal der Hersteller abhanden kommt und ein Modul defekt ist, kann es hilfreich sein auf eine Alternative ausweichen zu können. Bauformen wie 96 Stck. 5” Zellen, 54 Stck. 6” Zellen oder 72 Stck. 6” Zellen kommen zwar auch hin und wieder vor sind aber bei weitem nicht so verbreitet wie die oben genannten. Bei Dünnschichtmodulen hat nahezu jeder Hersteller seine eigene Bauform.

Einige Modulhersteller lassen Ihre Module inzwischen für den Betrieb auf landwirtschaftlichen Hallen zertifizieren. Es wird dort geprüft ob die Module gut mit amoniakhaltigen Gasen zurecht kommen. (siehe hier)

Für mich wäre noch die Zugänglichkeit der Modulanschlussdose ein Kriterium. Vergossene Bypassdioden z.B. halte ich aufgrund leidvoller Erfahrungen für keine so gute Idee. Wenn mal eine Bypassdiode defekt ist kann man sie dann nicht ohne weiteres austauschen.

Sunpower Solarmodule mit schwarzer (links) und mit weißer Rückseitenfolie (rechts)In schneereichen Gebieten sollte man noch ein besonderes Augenmerk auf die mechanische Prüfbelastung in N/m² (Newton pro Quadratmeter) legen, damit einem die Module bei hohem Schneedruck nicht aus dem Rahmen fallen… So etwas ist in der Vergangenheit durchaus schon passiert. Nähere Infos zum Thema findet man hier.

Weitere wichtige Faktoren wie die verwendeten EVA Folien zur Zelleinbettung und die verwendete Tedlarrückseitenfolie bekommt man als Endkunde in der Regel nicht mitgeteilt. Auch was die ordnungsgemäße Verarbeitung anbelangt ist man auf die Vertrauenswürdigkeit des Herstellers angewiesen. Bei vielen Herstellern wird der Herstellungsprozess durch regelmäßige “Factory inspections” durch unabhängige Institute (z.B. TÜV) überwacht. Der Nachweis solcher Untersuchungen mag zur Glaubwürdigkeit des Herstellers beitragen.

Zu guter letzt sei noch erwähnt, dass natürlich auch optische Faktoren einen Ausschlag für die Wahl des ein- oder anderen Modules geben können. So gibt es viele Hersteller, die neben den Standardmodulen mit dem grauen Alurahmen auch schwarze Rahmen anbieten. In Kombination mit einer dunklen Texturierung der Zellen kann sich auch eine schwarze Rückseitenfolie optisch gut machen und so dem gesamten Modul eine einheitliche Farbe verleihen. Die typische Kachelform monokristalliner Zellen mit weißen Karos kann so vermieden werden. Wenn man nicht unbedingt eine andere Farbe als dunkelblau bis schwarz haben möchte geht dieser optische Vorteil noch nicht einmal mit einem Wirkungsgradnachteil einher.

Anbei noch einige Links zu Modultests:
Die Fachzeitschrift
Photon testet in einem eigenen Labor ständig Module und veröffentlicht die Ergebnisse darüber in Ihren Magazinen.
Die Fachzeitschrift
Photovoltaik testet Solarmodule gemeinsam mit dem TÜV Rheinland und veröffentlicht die Ergebnisse sowohl im Internet als auch im Magazin.

Kommentare

  1. Die Ausführungen in diesem Beitrag geben gute Hinweise, was hier meiner Meinung nach fehlt, ist ein genaue Angabe welche Module und Komponenten wo hergestellt werden.
    Ist die Produktion umweltverträglich, werden alle notwendigen Chemikalien recyclt…..
    Produkte aus China , Indien usw können nicht umweltverträglich sein. Transport, Handling ….
    Wenn Politiker uns schon auffordern etwas für erneuerbare Energien zu tun sollten sie aber bei allen Aufrufen auch sagen “Kauft deutsche Produkte”

  2. Hallo,
    da sich Produktionsorte ständig mal ändern ist es schwierig immer genau auf dem aktuellen Stand zu sein, wo welches Modul gerade mal hergestellt wird. Sicherlich wäre es wünschenswert, dass sich Umwelt und damit auch Transportkosten stärker im Preis von Produkten wiederfinden. Dafür müsste unser Wirtschaftssystem aber ein anderes sein.
    Gruß pvbuero

  3. Hallo,
    der Artikel ist ja schon etwas älter, was an sich ja nicht schlimm ist. Was ich mich jedoch frage ist, ob man derzeit bei Neuanlagen noch auf Module mit 5 Zoll-Zellen zurückgreifen sollte. Die werden doch immer seltener hergestellt, und in D schon gar nicht mehr, oder? Da die Anlagen ja mindestens 20 Jahre laufen, ist die Frage, ob es in 15 Jahren überhaupt noch Module mit 5 Zoll-Zellen gibt. Falls mal ein Modul ausgetauscht werden muss…

  4. In der Tat haben die meisten der heute hergestellten Solarmodule 6″ Zellen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Sunpower z.B. setzt mit seinen Hochleistungszellen nach wie vor auf 5″ Zellen. Die größeren Sunpowermodule werden mit 96 Zellen hergestellt.

    Gruß pvbuero

  5. Danke für die schnelle Antwort. Zwischen den Zeilen lese ich, dass man also noch durchaus auf 5 Zöller zurückgreifen kann und man nicht ausschließlich Module mit 6 Zoll-Zellen betrachten braucht.

  6. 72 Zeller mit 5″ Zellen haben eine große Verbreitung und werden sicher noch eine ganze Weile verfügbar sein. Problematisch ist es immer bei Sondergrößen, wie z.B. 50 Zeller mit 6″ Zellen oder 54 Zeller …

    Gruß pvbuero

  7. Wir haben uns entschieden Photovoltaikanlagen auf unserem Dach zu installieren. Mein Bruder hat bereits eine PV Anlage auf dem Dach und ist total zufrieden. Da in einem sehr schneereichen Gebiet leben, finde ich den Tipp dass man auch ein Augenmerk auf die mechanische Prüfbelastung in N/m2 haben sollte, sehr gut, da man solche Punkte oft vergessen kann! Danke für den Artikel!

  8. Vielen Dank für die Gedanken zum Thema Solarmodul und Solaranlagen. Gut zu wissen, dass ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung eines Modules die Leistungsdichte in Wp/m² ist. Dies werden wir beachten, wenn wir unsere Photovoltaik installieren.

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