Dokumentation einer Solarstromanlage

Zu jeder Photovoltaikanlage sollte es eine aussagekräftige Dokumentation geben. Dass dies hier im Blog überhaupt erwähnt werden muss zeigt, dass die Doku bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Oft treffen wir in unser täglichen Praxis auf schlecht dokumentierte Anlagen. In vielen Fällen gibt es zwar eine “Dokumentation”, bei näherem Hinsehen erweist sich das Dokument dann aber als Sammlung aller möglicher Unterlagen, in denen man erst mal 10 Minuten herumsuchen muss, um wenigstens festzustellen welche Solarmodule eigentlich verbaut wurden.  Eine gute Dokumentation sollte aus unserer Sicht bestimmte Dokumente in jedem Fall enthalten und sollte außerdem als Deckblatt ein “Datenblatt” der Photovoltaikanlage enthalten auf dem man die wichtigsten Infos – ohne lange Sucherei – auf den ersten Blick finden kann. Wie eine solche Doku aussehen sollte ist Inhalt dieses Artikels.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal deutlich darauf hinweisen, dass eine Dokumentation kein verzichtbarer Luxus ist. Eine Solarstromanlage soll immerhin über einen Zeitraum vom 20-30 Jahren ihren Dienst verrichten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb dieser Frist nicht ein einziges Mal zu einer Anlagenstörung kommt ist relativ gering. Sei es ein Isolationsfehler, sei es ein Minderertrag in Teilen der Anlage. Immer wenn etwas an der Anlage gearbeitet werden muss, ist es wichtig eine Dokumentation griffbereit zu haben, die die wichtigsten Informationen zur Anlage bereitstellt. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Erstellung einer aussagekräftigen Dokumentation mit einem Aufwand verbunden ist, den der Installateur in Rechnung stellen muss. Mal schnell die Datenblätter und die Handbücher zusammenkopieren und als Doku bezeichnen reicht nicht aus. Etwaige Preisvorteile die durch eine schlampige Dokumentation erzielt werden, zahlt der Betreiber im Verlauf des 20-30 jährigen Anlagenbetriebes doppelt und dreifach. Ist später nämlich keine Dokumentation vorhanden, müssen die Pläne dann mühsam zusammengestellt werden.  Im Artikel zum Thema Outdoor Elektrolumineszenz war schon einmal davon die Rede, dass man mit diesem Verfahren mit einigem Aufwand die Lage der einzelnen Modulstränge bei fehlender Doku ermitteln kann.  Auch die Ermittlung weiterer Daten der Anlage kann im Nachhinein sehr umständlich und kostenintensiv werden.
Doch nun zu der eigentlichen Checkliste “Was eine gute Dokumentation einer Photovoltaikanlage alles enthalten sollte”, die wie oben angekündigt zunächst mit dem “Anlagendatenblatt” beginnt.

Folgende Daten sollten im Anlagendatenblatt zu finden sein (mit Musterdaten ausgefüllt)

Modultyp:  Mustermodul TSM 250
Modulbauart: 60 Zellen mit 6” Zellkantenlänge (3 Bypassdioden)
Modulanzahl: 120
Modulleistung: 250 Wp
Generatorleistung: 30 kWp
Zelltyp: polykristallin
Wechselrichtertyp(en): 2x Musterix TLV15k
Wechselrichter AC Nennleistung: TLV15k: 15 kW
Verschaltung: 2 WR vom Typ TLV15k mit jeweils 3 Strängen a 20 Module in Serie
Modulneigung: 15°
Modulausrichtung: 180° (Ost = 90°; Süd= 180°; West= 270°; Nord = 360°)
Netzanbindung: Direkteinspeisung (Überschusseinspeisung oder Direkteinspeisung)
Zählernummer des Einspeisezählers: 081523.4711
Zählerstand des Erzeugungszählers am Tag der Inbetriebnahme: 2,5kWh

Standort der Anlage:
Musterstrasse 99
09999 Musterstandort

Betreiber der Anlage:
Max Betreiber
Betreiberstrasse 99
19999 Betreiberheim
Tel.: 0815 4711 007
Mail: betreiber@mustermann.de

Stromnetzbetreiber:
Musternetzbetreiber GmbH
Netzbetreiber Strasse 99
29999 Netzbetreibersbach
Ansprechpartner: Herr Netzheimer
Tel.: 007 4711 0815
Mail: Stromnetzbetreiber@musterbetreiber.de

Errichter der Anlage (Generalunternehmer):
Mustersolarteur GmbH
Solarteurstrasse 99
39999 Solarteurswiesen
Tel.: 04711 007 0815
Mail: Solarteur@mustersolarteur.de

Inbetriebnahmedatum der Anlage: 1.5.2011

Diese Informationen füllen eine oder maximal zwei Seiten und enthalten bereits die meisten Infos, die man für einen schnellen Überblick über die Anlage im Servicefall benötigt. Dieses Datenblatt sollte sich daher in der Dokumentation ganz vorne befinden und jedem Nutzer direkt ins Auge stechen.

Nun zu der eigentlichen Checkliste für die Dokumentation.
(Hier werden der Vollständigkeit halber einige Daten noch einmal aufgelistet, die bereits im Datenblatt vorkommen. Sie müssen aber natürlich nicht doppelt in der Doku vorkommen…)

Die DIN EN 62446 (VDE 0126-23) stellt eine geeignete Grundlage für das Erstellen der Systemdokumentation von Photovoltaikanlagen dar.
Zu jeder guten Dokumentation gehört ein Inhaltsverzeichnis, mit dessen Hilfe man schnell auf das gewünschte Dokument zugreifen kann.

Adressdaten zur Photovoltaikanlage (zum großen Teil bereits im Datenblatt vorhanden):

  • Vollständige Kontaktdaten des Anlagenstandortes (inkl. Ansprechpartner vor Ort)
  • Vollständige Kontaktdaten des Anlagenbetreibers
  • Vollständige Kontaktdaten des Anlagenerrichters (Generalunternehmer)
  • Vollständige Kontaktdaten des zuständigen Netzbetreibers
  • Eventuell die vollständigen Kontaktdaten des mit der Betriebsführung betrauten Unternehmens.

Wichtige wirtschaftlich relevante Daten:

  • Einspeisezusage des Netzbetreibers
  • Inbetriebnahmedatum der Anlage
  • Evtl. EEG Vergütungssatz
  • Zählernummer des Erzeugungszählers
  • Anfangszählerstand des Erzeugungszählers
  • Abnahmeprotokoll des Netzbetreibers
  • Angabe des Einspeisekonzepts (Eigenverbrauch oder Direkteinspeisung)

Pläne und Datenblätter zur Photovoltaikanlage

  • Lageplan der Photovoltaikanlage
  • Strangaufteilungspläne aus denen exakt hervorgeht, welches Modul in welchen Strang verschaltet wurde und an welchen Wechselrichter der betreffende Strang angeschlossen wurde. Bei Wechselrichtern mit mehreren Eingängen muss aus den Unterlagen klar hervorgehen, an welchen Eingang der betreffende Strang angeschlossen wurde.
  • Die Lage der Modulanschlussdosen sollte aus dem Belegungsplan hervorgehen.
  • Stromlaufplan. Einpoliges Ersatzschaltbild der gesamten Photovoltaikanlage in das sämtliche Betriebsmittel eingezeichnet sind, und deren jeweilige Bemessung angegeben wird. Es muss also klar erkennbar sein, welche Kabeltypen und welche Kabelquerschnitte verlegt wurden. Außerdem müssen alle Sicherungen, Lasttrennschalter, etc mit den zugehörigen technischen Daten benannt werden.
  • Bei größeren Anlagen mit unterschiedlichen Kabelwegen, sollte es ein Kabelverzeichnis geben. Alle Kabel sollten durchnummeriert und mit dem jeweiligen Kabeltyp, der Kabellänge und dem Kabelquerschnitt verzeichnet sein.

Datenblätter/ Handbücher:

  • Datenblatt der eingesetzten Solarmodule
  • Prüfzertifikate der eingesetzten Solarmodule (IEC 61215 bzw. IEC 61646)
  • Datenblatt der eingesetzten Wechselrichter
  • Konformitätserklärungen der eingesetzten Wechselrichter
  • Bedienhandbuch der eingesetzten Wechselrichter
  • Datenblatt der Unterkonstruktion
  • Datenblatt der eingesetzten Gleichstrom Anschlusskästen (falls vorhanden)
  • Datenblatt der eingesetzten Gleichstromleitungen
  • Datenblatt des eingesetzten Netz und Anlagenschutzes

Statik:

  • Systemstatik der eingesetzten Unterkonstruktion
  • Bodengutachten bei Freilandanlagen
  • Prüfstatik, in der der Nachweis geführt wird, dass das Gebäude die Zusatzlasten, die durch die PV-Anlage verursacht werden, unter Berücksichtigung der Wind- und Schneelastzone am Anlagenstandort, aufnehmen kann.

Garantien:

  • Garantiebedingungen des Solarmodulherstellers
  • Bedingungen zur Leistungsgarantie des Solarmodulherstellers
  • Garantiebedingungen des Wechselrichterherstellers
  • Evtl. Zertifikat zur Bestätigung einer Garantieverlängerung (Wechselrichter)

Messprotokolle:

  • Folgende Messwerte sollten von jedem Modulstrang im Vergleich zu einem Referenzstrang ermittelt werden: Leerlaufspannung; Kurzschlussstrom; Isolationswiderstand.
  • Erdungswiderstand der Unterkonstruktion
  • Kontrolle sämtlicher Strangströme nach der Zuschaltung aller Wechselrichter.
  • Messprotokolle zur AC-Seite des Wechselrichters nach VDE 0100-600
  • Displayablesung sämtlicher Wechselrichter (falls möglich)
  • Kennlinienmessung einzelner Stränge (Stichproben) zum Nachweis der Modulleistung.
  • Dokumentation der Einstellwerte des NA Schutzes
  • Flashlisten mit den vom Modulhersteller gemessenen Moduleinzelwerten

Bei Mittelspannungsanlagen:

  • Datenblatt der eingesetzten Transformatoren
  • Erdungsprotokoll der Trafostation(en)
  • Datenblatt der eingesetzten Mittelspannungsschaltanlage
  • Erdungsprotokoll der Mittelspannungsschaltanlage

Bei vorhandenem Blitzschutz:

  • Dokumentation des eingesetzten Blitzschutzkonzeptes

 

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sollte aber eine gute Grundlage zur Erstellung von Anlagendokumentationen bieten (Anregungen sind natürlich sehr willkommen).

Es sei an dieser Stelle auch noch auf den Photovoltaik Anlagenpass von BSW-Solar und ZVEH hingewiesen.  Auch mit diesem Projekt wird das Ziel verfolgt die Qualität der Solarstromanlagen zu verbessern und dafür zu Sorgen, dass die Qualität der Anlagendokumentationen steigt.
In eigener Sache sei erwähnt, dass die Überprüfung der Anlagendokumentation im Rahmen unserer unabhängigen Anlagenabnahme von uns durchgeführt wird.

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