Dachintegration von Photovoltaikanlagen

ACHTUNG Dieser Artikel ist veraltet. Das photovoltaikbüro befürwortet diesen Ansatz des Artikels von 2010 ausdrücklich nicht mehr, da die langfristigen Probleme deutlich den Nutzen übersteigen. (Februar 2020)

 

Ein Thema, das schon seit Jahren immer wieder diskutiert wird, ist die Möglichkeit der Dachintegration von Photovoltaikanlagen. Wäre es nicht toll, fragen viele das Dach einfach mit Solarmodulen statt mit Ziegeln einzudecken um dadurch sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Wetterschutz mit regenerativer Stromerzeugung zu verbinden.

Indachanlage mit WarmluftgewinnungEs wäre nicht nur toll, es ist toll. Es sieht wesentlich besser aus und ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Zukunft der sogenannten BIPV (building integrated photovoltaic) gehören wird. Die Realität sieht im Moment leider noch anders aus und es gibt auch noch viele Detailprobleme zu lösen, bis die “Photovoltaikanlage als Dach” zum Standard wird. Fakt ist, das heute noch die große Mehrzahl aller Photovoltaikanlagen nachträglich auf ein bereits bestehendes Dach montiert werden. Das passiert sogar dann meist noch, wenn das Dach saniert werden muss oder wenn es sich gar um einen Neubau handelt. Es wird dann zuerst das Dach “konventionell” eingedeckt um anschließend in die nagelneue Dachhaut wieder “Löcher” zu machen um ein Haltesystem für die Solarstromanlage zu befestigen. Der Grund dafür ist in erster Linie der Preis, kosten doch die meisten Indachsysteme mehr als ein Ziegeldach plus konventionell aufgeständerter Anlage. Zudem kennt man das “konventionelle Dach” und hat mehr Vertrauen in die Dichtigkeit als bei neuartigen Solar-Indachsystemen. Flexibilität ist ein weiteres Argument. Man ist in der Auswahl des einzubauenden Modultyps wesentlich freier wenn man ein konventionelles Aufdachsystem wählt und hat bei einem defekten Modul auch weiterhin ein dichtes Dach.  Gaupen und Dachfenster lassen sich mit Aufdachsystemen ebenfalls einfacher umbauen und nicht zuletzt kann ein Aufdachsystem von jedem Solarteur installiert werden, während ein Indachsystem besser in der Hand eines Dachdeckers aufgehoben ist. Da der Dachdecker allerdings meistens vom Strom nicht allzu viel versteht bleibt die Indachlösung das was sie momentan ist: Eine Nischenanwendung. Vielfach wird auch die etwas höhere Zelltemperatur, die sich ja bei kristallinen Solarzellen Ertragsmindernd auswirkt als Gegenargument gegen Indachsysteme angeführt. Hier möchte ich allerdings anmerken, dass alle Indachsysteme die ich kenne dieser Tatsache Rechnung tragen und dass es immer schmale Luftkanäle hinter den Modulen gibt um die warme Luft abzuführen. Einen signifikanten Ertragsverlust bei Indachanlagen die ich beobachte konnte ich bisher noch nicht ausmachen.

Betrachtet man die Photovoltaikbranche allgemein, die ja nach wie vor von erhöhten Einspeisevergütungen als Förderung abhängt, so wird schnell klar, dass hier in Zukunft zwangsläufig ein Umdenkprozess stattfinden muss. Durch die jährlich sinkende Einspeisevergütung kann sich der Markt nur dann entwickeln wenn auch die Preise für die Solarstromanlagen in Ganzdach Photovoltaikanlage (Quelle Powersolar)entsprechendem Maße sinken. In den letzten Jahren wurden diese Preissenkungen auch erreicht. In erster Linie spielen hier fallende Modul- und Wechselrichterpreise eine Rolle. Bei diesen beiden Komponenten einer Solarstromanlage wird auch in Zukunft noch das größte Kostenreduktionspotenzial liegen. Doch je billiger die Module und je billiger auch die Wechselrichter werden, desto wichtiger wird es auch einmal einen genaueren Blick auf die anderen Komponenten wie Untergestell, Systemtechnik und Montage zu richten. Hier sind Kostensenkungspotenziale vielfach schon ausgereizt. So ist es z.B. nicht zu erwarten, dass der Aluminiumpreis für die Modulrahmen und die Unterkonstruktion in Zukunft noch signifikant sinken wird. Im Gegenteil. Die Rohstoffe werden eher teurer. Das gleiche gilt natürlich für Edelstahl und das Kupfer, das in den Kabeln verwendet wird. Auch die Montagelöhne werden sicherlich nicht mehr sinken können, will man nicht bei der Qualität deutliche Einbußen hinnehmen. Die Preissenkungen für die Module und die Wechselrichter müssen also in Zukunft die fehlenden Senkungspotenziale bei der übrigen Systemtechnik zusätzlich schultern, damit Solarstromanlagen bei sinkenden Einspeisevergütungen weiterhin verkauft werden können. Man kann sich vorstellen, dass hier irgendwann einmal eine Grenze erreicht sein wird.

Die einzige Möglichkeit hier noch einmal um einen signifikanten Schritt mit dem Preis nach unten zu kommen ist die konsequente Ausnutzung von Synergien. Wenn ein Solarmodul so gebaut wird, dass man es auf einem Dach “ohne zusätzliche Unterkonstruktion” montieren kann und wenn dieses Modul auch nicht mehr kostet als ein “konventionelles” hat man alleine durch intelligente Systemtechnik weitere Kosten gespart. Wenn dieses Modul dann auch noch die Funktion des Daches selbst übernimmt hat man zusätzlich noch die Kosten für das konventionelle Dach gespart und wenn die Montage so einfach ist, dass der Dachdecker in Zukunft statt Ziegeln Solarmodule verlegt und sich nicht mehr um eine korrekte Verschaltung der Module sorgen muss, dann hat man auch bei den Arbeitskosten erheblich eingespart. Wenn das Dach gedeckt wird und die Solarstromanlage dabei sozusagen als Nebenprodukt entstanden ist, waren die Montagekosten der Photovoltaikanlage quasi gleich Null oder reduzieren sich zumindest auf die Verlegung der Leitungen und die Montage und den Anschluss des Wechselrichters.

Leider haben diesen zwangsläufigen Trend offenbar bisher nur wenige Modulhersteller begriffen. Es gibt aber immer mehr Indachsysteme die wir in einer kleinen Marktübersicht einmal zusammenstellen möchten. Die meisten dieser Systeme nutzen allerdings nicht die Module als wasserführende Schicht, sondern setzen nach wie vor auf ein dichtes Unterdach. Die Module sind hier nur so dicht über der Dachfläche montiert, dass der optische Eindruck entsteht, die Module selbst bildeten das Dach. Zwei Systeme seien hier genannt, bei denen dies nicht der Fall ist, wo also das Modul selbst das Dach ist. Das ist zum einen das System von SolarWatt aus Dresden, sowie das System der Solon AG aus Greifswald.

Wir hoffen mit dieser Übersicht den ein oder anderen zu ermutigen sich für ein Indachsystem zu entscheiden und wir möchten hier im Blog gerne eine Diskussion anstoßen, die zu immer besseren und preisgünstigeren Indachsystemen führt.

Diskussion im Photovoltaikforum zum Thema Indach

Kommentare

  1. Hallo,

    vielen Dank für den interessanten Artikel über Indach-Anlagen. Hier beschreiben Sie auch eine Marktübersicht die Sie erstellt hätten. Ist diese zu bekommen?
    Die Links zu Solon und SolarWatt sind nur begrenzt zielführend, da der Link zu Solon tot und die Indach-Systeme von SolarWatt derzeit nicht angeboten werden. Das ist keine gute Werbung für dieses System.

    Vielen Dank für Ihre Antwort.

    Achim Maier

  2. Sehr geehrter Herr Maier,

    vielen Dank für den Hinweis. Ich habe einen Link zur Marktübersicht eingefügt, sowie den Link zu Solon erneuert.
    Es ist in der Tat schade, dass es mit dem EASY IN System von SolarWatt offenbar Probleme zu geben scheint und es derzeit nicht verfügbar ist.Gruß pvbuero

  3. Sehr geehrte Damen und Herren von pvbuero,
    unsere Firma bietet exakt dieses Solardach an, welches die klassische Dachfunktion bietet und gleichzeitig Strom produziert. Das Dach kann an verschiedene Geometrien angepasst werden, d.h. wir nutzen auch Modul-Sonderformate, um ein Dach komplett eindecken zu können. Die Technik funktioniert nur mit rahmenlosen (Dünnschchicht)-Modulen.
    Die Entwicklung (2 Jahre) ist abgeschlossen und das Produkt wird im kommenden Jahr als vor-konfiguriertes System vertrieben. Im Downloadbereich finden Sie ein Produktdatenblatt zu unserem vollintegrierten Solardach.
    Auf der Homepage sehen sie auch ein Foto von einem unserer Referenzprojekte in Süddeutschland. Sie können gut erkennen, dass Gauben und übliche Dachaufbauten (Abzug) kein Problem darstellen.
    Beste Grüsse,
    Frank Jürgens

  4. Guten Tag Herr Ing. Diehl!

    Vorab, RESPEKT vor ihrer umfangreichen und offensichtlich durch Überzeugung getriebener Tätigkeit!
    Das alles liest sich FANTASTISCH und ich kann als “Techniker” sogar was für mich mit nehmen! (DANKE!)
    Möchte mir eine Frage erlauben, ICH bin eher gegen PV als Dach bzw. frage ich mich auch im Zusammenhang von Fassadenanlagen, handelt mann sich da n nicht Probleme ein?? Sollte die Hinterlüftung z.B. fehlen oder ungenügend sein, da müssen hinter dem Modul ja “höllische” Temperaturen herrschen. Altern da die Module (Laminierung) oder die Kabel/Stecker nicht vorzeitig?? Hmm ….. DANKE und machen Sie weiter so! Gruß aus Österreich

    1. Höllisch sind die Temperaturen noch nicht, aber 70°C können es durchaus mal werden. Ich empfehle Indachlösungen aus Sicherheitsgründen mittlerweile nicht mehr. Wenn es tatsächlich mal ein Problem gibt, kann eine harte Bedachung hinter den Modulen das Schlimmste verhindern und für eine bessere Hinterlüftung ist ebenfalls gesorgt. Wenn man eine Indach ähnliche Optik haben möchte, kann man ein Trapezblech montieren und darauf dann die Module.
      Von unten kann man das bei guter Ausführung nicht von einer Indachlösung unterscheiden.
      Gruß Matthias Diehl

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